Kommt SV-Kostenerstattung für Diplom-Pflege?

Von
Thomas Maximilian Lener
01.06.2025

Eine wichtige Initiative mit Erstunterzeichnerin Maria Brandstötter erreichte am 5. Mai 2025 den österreichischen Nationalrat (23/BI): Die Anerkennung der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege (DGKP) als Gesundheitsdienstanbieter (GDA) im ASVG §135.

Derzeit befindet sich die Bürgerinitiative in Verhandlung beim Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen.

Die Kernforderungen

Gesetzliche Anerkennung: Integration der DGKP-Berufsgruppe in §135 ASVG "Ärztliche Hilfe" zur eigenständigen Krankenbehandlung

Leistungskatalog-Erweiterung: Aufnahme pflegerischer Maßnahmen in die Sozialversicherung, darunter:

  • Wundmanagement und Stomaversorgung
  • Infusionstherapie und Blutabnahmen
  • Diabetes- und onkologische Beratung
  • Diverse Prophylaxemaßnahmen
  • Schulung pflegender Angehöriger

Warum diese Initiative wichtig ist

Qualitätssteigerung: Einzelpersonen als Anbieter fördern die pflegerische Qualität und schaffen ein flächendeckendes Versorgungsnetz

Systementlastung: Krankenhäuser und Arztpraxen werden durch präventive Pflege zu Hause entlastet

Gleichberechtigung: DGKP-Fachkräfte haben wie andere GDAs (Physiotherapie, Logopädie, etc.) 180 ECTS-Punkte Ausbildung und regelmäßige Fortbildungspflicht

Aktuelle Ungleichbehandlung

Während Physiotherapie €51,06 für 45 Minuten erhält, gibt es für medizinische Hauskrankenpflege nur €10,50 Grundbetrag – eine deutliche Diskrepanz bei vergleichbarer Qualifikation.

Das Potenzial

Mit über 1.950 Unterstützungsunterschriften zeigt diese Initiative: Österreich braucht eine moderne, gleichberechtigte Pflegelandschaft. Die freiberufliche Diplompflege kann durch kontinuierliche Betreuung medizinische Notfälle reduzieren und die Gesundheitsversorgung nachhaltig verbessern.

Bottom Line: Diese Initiative ebnet den Weg für ein effizienteres Gesundheitssystem, das Pflegefachkräfte als vollwertige Gesundheitsdienstanbieter anerkennt und dadurch Kosten senkt sowie die Versorgungsqualität steigert.

Stellungnahme eingebracht

pflege network Geschäftsführer Thomas Maximilian Lener hat zu dieser Bürgerinitiative eine Stellungnahme eingebracht (156/SBI). Zusammengefasst steht dort:

Die Klienten freiberuflicher Pflegekräfte haben bei der Sozialversicherung (Österreichische Gesundheitskasse, Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft, BVAEB) deutlich schlechtere Konditionen als vergleichbar qualifizierte Berufsgruppen.

Die Stellungnahme im Detail als PDF finden Sie am Ende des Artikels zum Download.

Gravierende Unterschiede bei der Kostenerstattung

Physiotherapie/Ergotherapie:

  • 80% Kostenerstattung vom Vertragstarif
  • Beispiel: Bei 850€ Rechnung → etwa 545€ Rückerstattung
  • Selbstbehalt: nur 36%

Medizinische Hauskrankenpflege:

  • Pauschaler Zuschuss von nur 10,50€ pro 45-Minuten-Besuch
  • Beispiel: Bei 700€ Rechnung → 105€ Zuschuss
  • Selbstbehalt: massive 85%

Die rechtliche Benachteiligung

Während Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden gemäß § 135 ASVG der "Ärztlichen Hilfe gleichgestellt" sind und Tarifverhandlungen führen können, bleiben Pflegekräfte außen vor.

Lösungsvorschläge

  1. Gleichstellung in § 135 ASVG: Medizinische Hauskrankenpflege muss der ärztlichen Hilfe gleichgestellt werden
  2. Tarifverhandlungen: Die Sozialversicherung soll mit dem ÖGKV Tarifverhandlungen für Pflegekräfte abschließen

Gesellschaftlicher Mehrwert

Selbstständige Diplom-Pfleger*innen leisten hochqualifizierte Arbeit: Sie erkennen Verschlechterungen des Gesundheitszustands rechtzeitig, setzen präventive Maßnahmen und fördern Compliance und Adhärenz - das entlastet das gesamte Gesundheitssystem langfristig.

Die aktuelle Regelung macht Pflegekräfte zu "Berufsgruppen zweiter Klasse" in der Sozialversicherung. Eine Gleichstellung würde nicht nur die Gerechtigkeit fördern, sondern auch die Attraktivität des Pflegeberufs steigern und ausgebildete Fachkräfte zurück in die Versorgung bringen.

Unsere Stellungnahme an das Parlament als PDF zum Download - hier klicken

Thomas Maximilian Lener

Geschäftsführer

Erfahren Sie mehr über das Unternehmen pflege network

Das Unternehmen